Ich bin den Schlauch los. Der Jahreswechsel 2021/2022 waren durch zahlreiche platte Reifen an der IVY geprägt. Meist zum Glück mehr oder weniger heimatnah aber ich hab den Bock auch schon 10 und 15 Kilometer weit geschoben … doof.
Kürzlich wollte ich an einem schönen Samstag zu einer Runde aufbrechen und – vorn und hinten platt. Hinten hatte ich schon erwartet – das Loch war einfach zu groß für den eingesetzten Schlauchflicken. Aber vorn? Der Wintersplitt in unserer Gegend hatte einen ordentlichen Job gemacht. Kleines Loch, großer Ärger.
Maximal genervt habe ich dann a) ein anderes Rad genommen, um die Runde zu absolvieren und b) die enjoyyourbike-Webseite aufgerufen und schnell zusammengeklickt, was man für ein zukünftig schlauchloses Leben braucht.
Letztendlich sind neben
- Ventile für Schlauchlosreifen
- Dichtmilch (1x 1/2 Liter, 1x eine Portion zum mitnehmen)
- Lezyne Mini-Pumpe
und noch ein paar andere Sachen, die mit dem Umbau nichts zu tun haben, im Einkaufskorb gelandet.
EYB hat fix geliefert und ich stand dann irgendwann an einem Samstag bei gefühlten 0° am Terrassentisch im Garten. Räder ausbauen, Reifen runter (das übliche Gewürge an den Cannondale / WTB-Felgen), Schläuche raus, Reifen und Felgen checken (der vor nicht einmal 500 Km aufgezogene WTB Ridler hinten hatte ein amtliches Loch). Vorn sollte sowieso ein neuer Reifen drauf …
Also – wie geht’s jetzt weiter? Ach ja, Ventile einsetzen, Reifen aufziehen und erstmal ploppen lassen … gar nicht so einfach, wenn der Hinterreifen ein Loch hat und vorn der Sch$&$-Mantel nicht ploppen will. Frustriert aufgegeben und am nächsten Tag zur Tankstelle – dort ging’s dann mit Loch zuhalten und Ventiladapter-Gewürge, dafür aber schnell.
So, mal sehen, ob das vielleicht schon ansatzweise dicht ist. Zisch … Pfffff … Okay, so wird das nix. Am nächsten passenden Termin habe ich mich der Dichmilch-Thematik gewidmet. Sicherheitshalber nochmal auf YouTube die Tutorials checken und los geht’s.
Schütteln, mehr schütteln … und rein damit. Ok – so geht’s nicht – mit der 100ml Spritze komme ich nicht in die Flasche rein. Also ab in den Bastelkeller, ein Stück Aquarienschlauch suchen .. Ah, klappt. Schlauch aufs Ventil setzen (die Innen-Einsätze habe ich natürlich vorher rausgenommen), das Ventil auf Viertel vor / Viertel nach stellen damit die Suppe nach unten läuft und … rein damit. Okay, klappt. Einfüllschlauch abziehen, Ventileinsatz rein und pumpen … Es suppt … nicht viel, aber – es suppt. Egal – der Lappen liegt bereit. Sauber wischen und Rad bewegen, schwenken, drehen … die Luft entweicht. Nochmal pumpen, drehen … Naja, geht so.
Beim Hinterrad das gleiche Spiel – nur entweicht hier die Milch ratzfatz durch das vorhandene Loch im Mantel … nach 3, 4 Drehungen wird es aber langsam dicht. Hui, das funktioniert ja tatsächlich. Also Luft rein, mehr bewegen und abwarten. Nach 30 Minuten sind beide Räder platt wie vorher. Und nun? Aufpumpen, drehen, abwarten … Nach einer halben Stunde wird es langsam besser- sogar am Hinterrad entweicht die Luft langsamer. Ok, nochmal aufpumpen und wegstellen – mal sehen, wie es morgen aussieht.
Am nächsten Abend: beide Räder platt. Also von vorn … so geht es ein paar Tage und die Luft entweicht immer langsamer. Am Ostermontag habe ich dann endlich die Räder eingebaut, nochmal aufgepumpt und eine erste Proberunde gewagt. Es zischt … hinten und es bildet sich ein netter weisser Klecks Dichtmilch am Reifen. Egal, weiterfahren. Nachfüllen kann ich immer noch.
Und siehe da – danach ist es gut. Ja, die Reifen verlieren ein bisschen Luft aber es ist okay. Inzwischen bin ich noch eine 20km Runde gefahren und es hat funktioniert. Die Reifen halten und auch im Gelände ist nichts passiert. Das Fahrgefühl ist wie vorher, ein bisschen weicher vielleicht. Das liegt aber auch daran, das ich nicht mehr bis 6 Bar gepumpt habe sondern bei ungefähr 3 Bar erst einmal geblieben bin – das ist so ungefähr der empfohlene Wert. Nicht schlecht – bis jetzt. Aber auch ganz schön teuer. Knappe 20 Euro für die Ventile, weitere knappe 20.- für die Dichtmilch – das wären auch einige Schläuche gewesen. Aber wenn es funktioniert ist es eine schöne Lösung.
Das nächste Rad wird das MTB – auch ein häufiger Kandidat für platte Füsse.
Vom Rennrad lasse ich die Finger – zu alt und auf neue Laufräder habe ich zwar Lust aber irgendwie rentiert sich das im Moment nicht. Und am Trecker habe ich die sauschweren Felgen mit Pannenschutzeinlage etc. drauf – da war bislang nie etwas. Aber ich sollte die Reifen mal runternehmen und schauen, wie die Felgen aufgebaut sind. Nicht das das im Fall des Falles auch so ein Gewürge ist wie bei der IVY.
Ach ja – CO2-Patronen an der IVY sind nun tabu … Daher hat sie noch eine fest installierte Minipumpe von Lezyne spendiert bekommen – mehr als 30.- Euro sind auch ein stolzer Preis aber die Dinger funktionieren wenigstens.
Learnings:
- Wenn es mit der Standpumpe nicht ploppt, ab zur Tankstelle oder Kompressor anwerfen
- wenn die Milch drin ist, aufpumpen und losfahren. So verteilt sich die Milch anscheinend am besten im Reifen
- nach ein paar Tagen / Wochen nochmal nachfüllen