Fuldaradweg (Sep. 2018)

Tourbericht

Start am Sonntag

Nach einigen Überlegungen bzgl. des prognostizierten Wetters habe ich doch am Samstag meine Klamotten in die Ortlieb’s gepackt,
das Rad in den Kofferraum geladen und den Wecker auf 5:30 für Sonntag gestellt. Einigermaßen aufgeregt ob des bevorstehenden Abenteuers habe ich aber schlecht geschlafen und war schon deutlich vor dem Wecker wach – so konnte die Dame meines Herzens ungestört weiter schlafen.

Allerdings tauchte sie trotzdem auf als ich gerade mein Frühstücksbrötchen verschlang um mich ordentlich zu verabschieden.

Kurz nach dem Einbiegen auf die A9 Richtung Nürnberg wurden aus den kleinen Regen-Spritzern große Tropfen um dann vor Ingolstadt in
einem veritablen Dauerregen zu enden. Über der Raffinerie in Ingolstadt hing noch die dunkle Wolke der Explosion vom Vortag. Das Wetter habe ich dann bis Würzburg mitgenommen. Nach einem kurzen Stopp unterwegs um den Frühstückstee im Gebüsch zu entsorgen war ich gegen 9 Uhr und mit fast leerem Benzintank in Gersfeld / Rhön. Das Navi führte mich problemlos zum dortigen Bahnhof an dem auch eine schöne Parklücke bereits auf mich wartete. Und nachdem es draußen trocken war, habe ich mich entschieden, den Weg nach Göttingen ab hier nun unter 2 Räder zu nehmen. Also Rad und Klamotten aus dem Auto ausgeladen, die Rad-Klamotten angezogen, ein Erinnerungsfoto vom Auto-Parkplatz geschossen (nicht das ich die Karre in ein paar Tagen plötzlich suchen muss) und schon ging es los. Während ich noch mein Rad bepackte kamen schon die ersten Gruppen und Grüppchen mutiger “Mit-Radler” am Bahnhof vorbei um in den R1 Rad-Fernwanderweg einzusteigen. Als eine größere Gruppe mittelalter Herren auf unterschiedlichsten Rädern an meinem Parkplatz vorbeizog habe ich mich mutig angehängt. Allerdings stellte sich schon bald heraus, dass ich mit deren Tempo wohl das geplante Etappenziel nie erreichen würde und so zog ich bei der ersten sich bietenden Gelegenheit an der langgezogenen Gruppe vorbei und ab ging die wilde Fahrt.

Bereits an der ersten Rampe durfte ich bemerken, dass Gepäck für eine ganze Woche verstärkt mit Luxusartikeln wie iPad und ordentlicher Powerbank den angedachten Stundenschnitt von 25 km wohl eher unrealistisch erscheinen lassen. Eine kleine Kopfrechnung später war klar, dass ich mindestens mit Tempo 20 im Schnitt würde fahren müssen, um das geplante Etappenziel Melsungen “in time” zu erreichen.

Leider kam schon nach wenigen Kilometern der Regen über die Rhön und der Griff zur Regenjacke wurde nötig. Ergebnis wie immer in solchen Situationen: unten rum nass durch das aufspritzenden Wasser, oben rum nass vom Schweiß unter der Jacke aber die Base-Cap hält zumindest die Brille trocken. Auf der Ebene ließ sich auch die Fuhre mit Gepäckträger, Schutzblechen und Last ganz ordentlich bewegen und so ging es stetig Fulda-abwärts Richtung der gleichnamigen Stadt Fulda. Dort am Anfang ist der Fluss eher ein breiterer Bach aber die Wege sind gut bis sehr gut, hervorragend beschildert und völlig ausreichend. Abgesehen von einigen kurzen Schotterpassagen hätte man auch das ganze mit dem Rennrad fahren können.

Auffällig ist allerdings das Fehlen jeglicher Gastronomie am Weg. Wenn, dann gibt es etwas in den abseits liegenden Dörfern aber Sonntag Mittag wollte ich nun auch nicht unbedingt in irgendeiner Dorfkneipe einkehren …  Also habe ich bis Fulda durchgehalten aber da war dann auch wirklich eine Kaffeepause angesagt. Gelandet bin ich dann auch etwas abseits in einer “Kneipe” in einer Kleingartenanlage: verrauchter Gastraum, Speisekarte “naja”, schmuddelig und eine Klientel zum fürchten … Also nur Kaffee und Pommes (die ich nur halb gegessen habe!) und dann weiter.

Solange der Wege über Land führt ist er wirklich schön zu fahren aber die Routen durch größere Städte sind einfach Mist. Bad Hersfeld zum Beispiel ist eine echte Katastrophe; schlecht ausgeschildert (habe ich auf dem Rückweg herausfinden können!), entlang der Autostraße, … Mist eben.

Ankunft Melsungen

Bei einer kleinen Regenunterbrechung traf ich ein Paar anderer Radfahrer beim hektischen hantieren mit dem Handy … Internet hat man auf dem Land fast nirgends in ausreichender Qualität. Weder booking.com noch Komoot waren online vernünftig nutzbar. Egal, irgendwas in Melsungen wird sich finden lassen … Also ab dafür und los. Kurz vor Melsungen dann in Beiseförth die Seilfähre über die Fulle … GsD war die Kiste schon auf “meiner” Seite; Rad einladen, kurz warten ob noch jemand am Horizont auftaucht der unbedingt mitfahren möchte und los ging die wilde Fahrt …

Was für eine Scheiße! War ich vorher nur dreivierteltot von 130km bergauf, -bergab kamen jetzt noch 10 Minuten wildes Kurbeln für die Flußüberquerung hinzu. Nachdem ich endlich am anderen Ufer gelandet war (merke: Seil hängt durch; ab der Hälfte geht’s bergauf) habe ich mich erstmal erholen müssen. Und das Beste daran: nach 5 Minuten Radweg kommt die nächste Brücke und man steht wieder auf dem anderen Ufer. Abenteuer halt …

Wie oft ich die Fulda am Sonntag überquert habe, kann ich nicht sagen aber beim nächsten Mal mache ich eine Strichliste …. am besten gleich auf der Lenkertasche, denn bei jeder Querung anhalten verlangsamt die Fahrt extremst.

Melsungen erreicht man durch ein Industrie-/Gewerbegebiet und wenn man sich – wie ich – nicht auskennt, fährt man einfach mal los um irgendwann einen Wegweiser in Richtung Zentrum zu finden. Da gab es dann auch gleich eine Pension am Wegesrand und nachdem im gleichen Moment zwei weitere Radwanderer hielten bin ich mit gegangen … War noch was frei, 35.- / Nacht inkl. Frühstück. Okay nur der Herbergsvater war ein Nervtöter erster Sorte – man kann sich’s nicht aussuchen. Gegenüber war das Luxushotel Melsungens aber das habe ich in dem Moment nicht gesehen … Vielleicht auch gut so.

Nach Dusche, einer Tasse Tee dann ein kleiner Spaziergang im Ort um die Beine wieder geschmeidig zu machen. Kurzes Abendessen – angesichts der ungewohnten Strapazen hatte ich allerdings kaum Hunger oder Durst (Fehler, weiß ich jetzt auch!) und dann ging es nach einem Telefonat mit “zu Hause” auch schon in die Falle.

Leider bin ich am nächsten Morgen schon um 6 Uhr wach geworden durch Verkehrslärm und Schulbusse, .. Frühstück war ab 8 Uhr möglich und so ging es dann nach einem kurzen Plausch mit den anderen Gästen zügig gegen 9 Uhr wieder auf die Piste.

Leider war auch der Regen zeitig wach; der erste Griff ging gleich wieder zur Regenjacke.

Melsungen – Hannoversch Münden

Heute wollte ich nach Plan Göttingen erreichen. Laut Plan waren noch ca. 100 Kilometer übrig mit dem fetten Ende von Hann. Münden nach Göttingen über die Serpentinen des Weserberglands. Vorher hatte Petrus allerdings den Test der Überschuhe geplant – hinter Kassel hat mich das Unwetter dann endgültig eingeholt und es schüttete aus Eimern. Unter jedem Baum am Radweg stand ein Radfahrer um Schutz zu suchen. Ich hatte irgendwo von einem guten Hotel knapp hinter Kassel gelesen und bin bis dahin durchgefahren. Dort gab es neben einem ausgezeichneten Kaffee auch einen Platz unter einem schützenden Vordach und so konnte ich die Galoschen in aller Ruhe suchen und mich für den Rest der Fahrt fertig machen. Die Dinger haben den Test übrigens mit Auszeichnung bestanden – es macht ‘nen warmen Fuß und trocken bleibt man auch – solange die Suppe nicht von den Beinen aus rein läuft 🙁

Gegen Mittag habe ich dann problemlos Hann. Münden erreicht. Als erstes mal gleich zum Weserstein und das obligatorische Beweisfoto machen. Leider saß dort auf der Bank ein Pärchen, daß mit dem Austausch seiner vielfältigen Probleme in hoher Lautstärke beschäftigt war und die eigentlich tolle Wetterstimmung (Blick auf die vernebelte Weser!) total versaut hat. Also weiter in die Fußgängerzone – Essen und Kaffee fassen und sich für die letzte Etappe stärken.

Gelandet bin ich ein einem kleinen Kaffee wo ich draußen unterm Dach sitzen konnte und mein Rad & Gepäck im Auge hatte. Leider gab es keine heiße Suppe; so musste ein kaltes Schinkenbrötchen mit Salat meinen Hunger stillen. Dazu eine Apfelschorle und eine heiße Tasse Tee – perfekt! Leider fuhren ständig Menschen auf eBikes an mir vorüber – angesichts der bevorstehenden Bergetappe eine echte Pein!

Nach einer knappen Stunde Pause also wieder rauf aufs Rad und raus aus der Stadt in Richtung Göttingen. Als quasi ortsansässiger kenne ich mich ja schließlich aus. Denkste – kurz hinter Hann. Münden geht ein Radweg in den Wald Richtung Göttingen. Glück gehabt – ich muss nicht die Bundesstraße B3 entlang hühnern. Die Anstiege sind auf dem Radweg allerdings auch vorhanden. Also habe ich mich tapfer und mit Unterbrechungen – Strava kennt die Wahrheit – bis Dransfeld gekämpft. An der Esso-Tankstelle am Ortsende gab es noch einen schnellen Kaffee und dann sah ich auch schon noch so einen wie mich. Rad bepackt und mit schweren Tritten Richtung Göttingen reisend.

Den habe ich mir als Landmarke genommen, fix eingeholt und wir kamen ein bisschen ins quatschen. Er stammte aus der Frankfurter Gegend und wollte in die Lüneburger Heide … Bis Settmarshausen (Beginn der großen Abfahrt) sind wir dann gemeinsam über die Hügel getingelt … Schön wars!

Auf der Abfahrt hat er mich ziehen lassen und ich bin quasi ungebremst nach Rosdorf reingenagelt. Kurze Pause noch am Kiessee und dann auf die letzten 5 Kilometer … Gegen 17 Uhr war ich dann endlich da – 110 Kilometer standen letzt endlich auf der Uhr!

Spaß hat es trotz des bescheidenen Wetters gemacht und schön war es auch.

Am nächsten Tag habe ich dann erst einmal gepflegt Pause gemacht und nur kurz für ein Treffen mit Freunden auf dem Rad gesessen 🙂

Mittwoch mit dem Rad rauf nach Nikolausberg, weitere Freunde besuchen. An der Rampe habe ich schon früher auf dem Weg zur GWDG gern mal gek*t. Dieses Mal bin ich aber ziemlich stetig hoch gekurbelt und tatsächlich bis zum Ziel durchgekurbelt. Runter war natürlich umso schöner. Dabei ist mir noch aufgefallen, dass ich von meinen Eltern zu meiner ehemaligen Schule genau 5 Minuten gefahren bin … das kam mir früher immer deutlich länger vor.

Donnerstag habe ich dann den Rückweg angetreten – um mir die Kurbelei durchs Weserbergland zu erleichtern und irgendwann auch wieder in Gersfeld anzukommen habe ich den Zug nach Eichenberg genommen. Von dort ging es über diverse Käffer über Hersfeld nach Fulda. Das Wetter war insgesamt eher komisch drückend / heiß und hinter mir zogen dicke Gewitter auf. In Fulda habe ich das ganze dann abgebrochen und mir für dei letzten 40 Kilometer ein Taxi nach Gersfeld gegönnt. Zum einen, weil ich keine Lust und keine Körner mehr hatte, zum anderen ob des drohenden Gewiitters. Schade aber war letztlich okay da ich ja auch noch >300 Kilometer im Auto fahren musste. Irgendwann gegen 10 Uhr Abends war ich dann wieder – fix & foxy – zu Hause.

Fazit: schön wars, zu viel Zeug wars, muss ich unbedingt wiederholen!